Caren Lay gemeinsam mit Werner Dreibus für die Bundesgeschäftsführung vorgeschlagen

27.01.2010

„Wir wollen Gräben zwischen Ost und West schließen“

Die künftige Managerin der Linken, Caren Lay, über ihre neue Aufgabe.

Frau Lay, Sie wollen im Mai Bundesgeschäftsführerin der Linken werden. Soll man Sie da bedauern, oder nehmen Sie auch Glückwünsche entgegen?
Beides wäre wohl angemessen. Im Ernst: Ich freue mich, aber es wird eine schwierige Aufgabe angesichts der nicht gerade einfachen Situation meiner Partei.

Seit wann wissen Sie vom Job?
Definitiv seit gestern Morgen halb fünf. Ich bin in der Nacht angerufen worden. Bei den Verhandlungen selbst war ich nicht dabei.

Was werden die wichtigsten politischen Aufgaben im neuen Amt sein?
Wir müssen dafür sorgen, dass die Linke an die letzten Wahlerfolge anknüpfen kann. Das wird gelingen, wenn wir uns auf gemeinsame zentrale Inhalte konzentrieren. Eine der wichtigsten Aufgaben wird sein, weiter am Zusammenwachsen der Linken zu arbeiten. Wir sind eine sehr junge Partei mit sehr unterschiedlichen Biografien. Das ist nicht ganz einfach. Und wir müssen über programmatische Differenzen in der Partei sprechen. Wenn alle ernsthaft daran arbeiten, kann man sich auch einigen.

Die Bestellung von zwei Geschäftsführern ist sehr ungewöhnlich. Zeigt dies nicht, dass die Gräben zwischen Ost und West in der Linken noch ziemlich tief sind?
Mit Werner Dreibus und mir sind zwei Personen als Kandidaten für die Bundesgeschäftsführung benannt, die nicht für Polarisierung bekannt sind, sondern integrativ wirken können. Aber dass noch Gräben zwischen Ost und West vorhanden sind, das ist ja offensichtlich geworden. Wir wollen sie schließen.

Wird sich das auch in der anstehenden Erarbeitung eines Parteiprogramms zeigen?
Das wird auch davon abhängen, was die Programmkommission vorlegen wird. Die Zielstellung muss sein, dass wir einen Programmentwurf hinbekommen, der von etwa 90 Prozent der Partei auch mitgetragen wird. Dazu müssen alle aufeinander zugehen und wirkliche inhaltliche Kompromisse finden.

Sie sind eine exponierte Vertreterin des pragmatischen Parteiflügels. Das müssen Sie jetzt aufgeben. Werden Sie nun so was wie ein politisches Neutrum?
Natürlich nicht. Darum geht es auch nicht. Aber als Bundesgeschäftsführerin muss ich die Breite der Einstellungen der anderen mitdenken. Von Führungspersönlichkeiten gerade in einer so bunten Partei wie der Linken kann man erwarten, für die gesamte Partei zu handeln. Das heißt keineswegs, seinen Charakter und seine Einstellungen aufzugeben.

Das Gespräch führte Peter Heimann.
Quelle: http://www.sz-online.de/Nachrichten/Politik/Wir_wollen_Graeben_zwischen_Ost_und_West_schliessen/articleid-2372373

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Erschienen bei Westend / 160 Seiten Leseprobe

Über mich
Ich bin Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Mieten-, Bau- und Wohnungspolitik sowie für Clubpolitik.