Millionen-Spenden: Immobilienlobby kauft sich Einfluss bei Regierungsparteien

12.09.2025

Die Immobilienbranche gehört seit Jahren zu den finanzstärksten Lobbyakteuren in Deutschland – und nutzt diesen Einfluss gezielt in Wahlkämpfen. Zwischen 2000 und August 2025 gingen laut Daten von LobbyControl, Bundestagsmeldungen und Rechenschaftsberichten insgesamt 13.557.869,47 € an deutsche Parteien.

Unangefochten auf Platz 1: die CDU, die seit 2000 knapp 6,9 Mio. € erhielt. Es folgen FDP (2,88 Mio. €) und CSU (2,17 Mio. €). SPD und Grüne bekamen deutlich geringere Summen (810.899 € bzw. 325.000 €). Selbst die AfD profitierte mit rund 422.550 €.

Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung seit dem Bruch der Ampel-Koalition im November 2024: Die Spendenbereitschaft der Immobilienwirtschaft schoss in die Höhe. Im Bundestagswahlkampf 2024/25 überwies die Lobby insgesamt 1,13 Mio. €. Die CDU erhielt allein 740.000 €, die FDP 280.000 €, SPD und CSU zusammen 110.000 €. Damit gab die Branche in wenigen Monaten mehr Geld aus als im gesamten Jahr 2024 (1,1 Mio. €). Auch 2025 hält der Trend an: Bis Juli flossen bereits 923.000 €, erneut mit klarem Schwerpunkt auf CDU (733.000 €).

Auffällig: CDU und FDP haben allein in den Wahlkämpfen 2021 und 2025 fast die Hälfte aller Spenden kassiert, die sie seit 2000 insgesamt aus der Immobilienwirtschaft erhielten. Die Lobby setzt damit gezielt auf Parteien, die ihre Interessen vertreten – zulasten von Millionen Mieter:innen, die sich angesichts explodierender Mieten kaum noch Wohnraum leisten können.

Zudem finanzierte der Immobilien-Milliardär Henning Conle im Bundestagswahlkampf 2025 laut Recherchen des SPIEGEL und des österreichischen Standard mutmaßlich eine Werbekampagne zugunsten der AfD im Wert von 2,35 Mio. €. Es könnte sich dabei um eine illegale Strohmann-Spende handeln.

Caren Lay, Sprecherin für Mieten- und Wohnungspolitik der Linksfraktion, kommentiert: „Mit ihren Millionen-Spenden sichert sich die Immobilienlobby Einfluss auf die Regierungsarbeit. Das Ergebnis: Explodierende Mieten und der sich zuspitzende Mangel an Sozialwohnungen. Wir sagen ganz klar: Politik darf nicht käuflich sein! Die Linke ist die einzige Partei, die keine Spenden von Konzernen annimmt. Wir machen uns nicht abhängig vom Kapital und stehen klar für einen Mietendeckel.“

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Erschienen bei Westend / 160 Seiten Leseprobe

Über mich
Ich bin Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Mieten-, Bau- und Wohnungspolitik sowie für Clubpolitik.